Traumjob Hoteltesten (…oder wie der Alltag wirklich aussieht)

von Linda von Euw (Kommentare: 0)

Der harte Alltag des Hoteltestens..

„Du hast ja einen tollen Job“ oder „brauchst du nicht noch einen Hoteltester?“ höre ich regelmässig aus meinem Umfeld. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, ich habe einen Superjob und nein, das Hoteltesten kann ich „leider“ nicht abgeben (die Begründung folgt weiter unten). So schön solche Business-Trips sind — „Hoteltesten“ ist nicht einfach nur Vergnügen. Wenn wir eine neue Destination aufnehmen, wie zum Beispiel jüngst Bali, beginnt die Arbeit schon lange vor der Reise. Als erstes muss ich nämlich überhaupt einmal Resorts finden, die in Frage kommen und die darüber hinaus bereit sind, mit uns zusammenzuarbeiten. Eine gute Plattform hierfür ist die jährlich stattfindende internationale Touristik Börse (kurz ITB) in Berlin. Oder ich durchforste das Internet, sehe mich in Reiseforen um und suche nach DEM ultimativen Geheimtipp. Diese Recherche nimmt dann auch ganz schön Zeit in Anspruch und es kann ein wenig dauern, bis ich — wenn ich dann ein interessantes Hotel entdeckt habe —  wirklich mit der für solche Angelegenheiten zuständigen Person korrespondiere.

Ein seltener Moment, den ich aber umso mehr geniesse.

 

Denn vor Ort reicht es nicht, nur eine kurze Runde durch das Resort zu drehen. Wichtig ist, dass ich mit dem Besitzer/General Manager sprechen und natürlich im Hotel übernachten, die Behandlungen und das Essen ausprobieren (yep, das ist so toll wie es klingt) und die Ärzte/Therapeuten kennenlernen kann. Ausserdem benötige ich jeweils einen lokalen Agenten, der später dann allfällig gebuchte Rundreisen durchführt oder auch einmal einen Flughafentransfer übernimmt.  Hier haben Zuverlässigkeit und Sicherheit erste Priorität. Da man als Selbständige leider nicht unbegrenzt Ferien machen kann (wirklich nicht. Auch wenn man selber ein Reisebüro hat) — das Büro muss ja immer kompetent besetzt sein —  ist meine Zeit für die Inspektionen knapp bemessen.

 

Die schönen Momente..

 

Konkret heisst das: Sobald ich einen Fuss auf den Boden der Zieldestination setze, beginnt die Arbeit. Am Flughafen wartet der Fahrer, den ich dann auf dem Weg zum ersten Resort mit Fragen löchere. Schliesslich erhält man von den Einheimischen immer die authentischsten Informationen über Land und Leute. Im Resort angekommen, geht es dann meistens gleich mit der Besichtigung los, wobei ich mir viele Notizen und immer auch Fotos mache, damit ich mich später auch wirklich an jedes Detail erinnere. Dabei frage ich alles, was mich später die Kunden erfahrungsgemäss auch fragen, wie beispielsweise: Kann man im Dorf gut spazieren gehen? Woher stammt der Yogalehrer? Gibt es WiFi? Kann an der Rezeption Geld gewechselt werden? Woher kommen die Zutaten für die Speisen? Da ich an einer Laktose-Intoleranz leide und dazu noch Vegetariern bin, kann ich immer gleich selber ausprobieren, wie der Umgang mit Allergien gehandhabt wird (in den allermeisten Fällen sehr gut).

 

Solche Ausblicke geniesse ichEines meiner typischen Fotos.

 

Bei den Gesprächen mit den Sales Managern/General Managern, lasse ich selbstverständlich meinen ganzen Charme spielen — in der Hoffnung, dass dieser eine Auswirkung auf die Preise hat. Allerdings haben mittlerweile die meisten Resorts fixe Preise, die für alle Agenten gelten — aber charmant sein schadet ja trotzdem nie, oder?

 

Also, um es nochmals auf den Punkt zu bringen: Ausschlafen, in Ruhe ankommen, einen Tag am Strand oder einen Nachmittag gemütlich am Pool lümmeln und dabei ein Buch lesen, liegt in der Regel nicht drin.  Land und Leute lernt man aber auch in kurzer, dafür intensiver Zeit gut kennen und mittlerweile kann ich schon nach wenigen Minuten sagen, ob und welche Kunden sich im entsprechenden Resort wohlfühlen werden. Die spezifischen Fragen, der persönliche Eindruck und natürlich die Preisverhandlungen sind dann aber auch genau die Themen, die das „Hoteltesten“ nicht auf andere Personen übertragbar machen lassen. Und ganz unabhängig davon: Mit der Zeit hat man zu den Geschäftspartnern einen guten Kontakt, den man schätzt und gerne persönlich pflegt. Denn nur so haben wir die Möglichkeit, Spezialwünsche und Anregungen unserer Kunden direkt weiterzugeben, die dann auch auf fruchtbaren Boden stossen.

 

Auch so etwas bekommen wir zu sehen — das würden wir unseren Kunden nicht zumuten.

 

Nach der Rückkehr geht die Arbeit dann gleich weiter: Ich beginne die Internetauftritte für die neu aufgenommenen Resorts zu gestalten, will heissen: Texte schreiben, Programme zusammenstellen, Bilder aufbereiten und die Preise rechnen — und in einem zweiten Schritt muss ich die neuen Reiseunterlagen vorbereiten. Als kleines Reisebüro sind wir schliesslich Allrounder: Von der Buchhaltung bis hin zum Newsletter machen wir wirklich alles selber.

 

So sehe ich jeweils am Ende der Reise aus..

 

Wer jetzt Mitleid hat, darf sich natürlich frei fühlen, mir ein nettes Kärtchen, einen Strauss Blumen (am liebsten Lilien) oder Pralinen (natürlich ayurvedische!) zukommen zu lassen. Ich würde mir auf jeden Fall die Zeit nehmen, um alle Geschenke gebührend zu würdigen. Sie dürfen aber natürlich gerne auch nur einen Prospekt bestellen oder direkt per E-Mail eines unserer neuen Resorts anfragen (schauen Sie mal unter Sri Lanka, dort haben wir gerade wieder einige Neuzugänge).

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